Unfassbar glücklich über die heutigen Wetterbedingungen kommt mir die Idee, mir das erste digitale Finisher-Abzeichen von Strava zu holen. Keine Ahnung, wofür das auch nur irgendwie von Nutzen ist, aber ein Ziel ist ein Ziel - und Ziele motivieren mich. Zwei Abzeichen stehen diesen Monat zur Auswahl: entweder ich fahre bis Ende des Monats 1250 km zusammen - 3x laut gelacht - oder ich fahre an einem Tag mindestens 100 km. Da gibts nix zu überlegen - also die 100 km. Heute! Also jetzt! Ist ja schon nicht mehr so lange hell - und so ca. 4 Stunden sollte ich da sicherheitshalber für einplanen. Damit ich nicht wieder halb tot irgendwo über dem Zaun hängen mag....
Meine angestammte Hausrunde hat so "paarnsiebzich Kilometer". Während ich ohne Pause am Schulauer Fährhaus vorbei donner, überlege ich, was ich denn heute für eine Extrarunde drehen soll. Nach Elmshorn rein? Pinneberg mit in die Runde aufnehmen? Am helllichten Tag schon Zickzack fahren? Alles irgendwie wenig verlockend! Irgendwo zwischen Haseldorf und Moorrege ergreift mich die herbstliche Wehmut. Fahre ich hier eigentlich mit der tiefen Ergriffenheit, dass dies die letzte Hausrunde für dieses Jahr sein könnte? Dass ich nur mit viel Glück und mindestens doppelt so viel Klamotten vielleicht erst wieder im März nächsten Jahres hier lang ballere?
Fällt schwer, sich das bei dem heutigen Wetter vorzustellen! Aber das passt doch : ich fahre die Runde Haseldorf-Moorrege-Uetersen-Holm heute einfach zweimal! So wird die Hausrunde zum Gran Fondo und ich kann die Wehmut noch ein wenig aufschieben. Hätte man ja gleich drauf kommen können! Ich bin nicht gut im Kilometerschätzen, aber das könnte alles so ungefähr hinkommen.
Die erste Pause gibts auf der zweiten Runde in Moorrege. Und weil die Beine langsam lahmer werden, pfeif ich mir zum eventuellen Outdoorsaisonabschluss das Energy Gel rein, das im diesjährigen Cyclassics Büdel war. Schön warm aus der Trikottasche - und genauso widerlich wie erwartet. Wie die Füllung eines Nimm2. Hab ich als Kind schon nicht verstanden, wie man von sowas bloß noch einen zweiten Bonschen wollen kann. Wuha!
Die Wirkung lässt auch zu wünschen übrig! Auf der Rücktour rächt sie mein anfängliches Geballer. Ich halte schon Ausschau nach potenziellen Zäunen, über die man sich tot hängen könnte. Die Oberschenkel tun spätestens in Wedel nicht nur weh, sondern brennen regelrecht. Und damit noch die Rissener Landstraße hoch! Wuha!
Die letzte Ampel vor der Haustür ist erreicht. Klar ist die rot. Also schnell gucken. Nicht zu fassen, genau 100,00 km. Das ist leider zu unsicher! Häufig werden die Kilometer nach dem Upload noch korrigiert. Nach unten korrigiert heißt, ich kann mir den ganzen Fondo-Kram an den Helm stecken! Also nochmal schnell ne Extrarunde durchs Viertel drehen - einen wirklich sportlichen Anblick biete ich meinen Nachbarn wohl nicht mehr. Beim nächsten mal wird erst auf der Rückrunde geballert - ich schwöre! Bei den Wetteraussichten fürs nächste Wochenende habe ich das bestimmt noch nicht wieder vergessen!
"Die Tradition des Gran Fondos geht zurück auf den Kern der italienischen Radsportszene: wettkampforientiert, rücksichtslos und Vollgas von der ersten bis zur letzten Pedalumdrehung"
(Zitat: granfondo-cycling.com)
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