HEIMATURLAUB: Sturmfest und erdverwachsen


Reine Verzweiflung: die erste Woche meines heiß ersehnten Urlaubs verbringe ich im Keller mit Ausmisten und mit der Entsorgung von Sperrmüll. Aufgrund von Dauerregen ist an eine Tour mit dem Rennrad überhaupt nicht zu denken. Nicht ein einziges mal in einer GANZEN verdammten Juliwoche! Stattdessen stehe ich Schlange vorm Recyclinghof! Würg! Auf diese Weise gut erholt und bestens gelaunt, fahre ich in die Heimat. Das Rennrad plus alle Überlebensklamotten im Gepäck  und dazu die verzweifelte Hoffnung, dass das Wetter doch bitte mal besser wird!

 

Die Wildeshauser Geest, mal ein ganz anderes Rennradrevier! Wenig Autoverkehr, viele schmale Landstraßen, wo stundenlang kein Fahrzeug entgegen kommt - geschweige denn, dass dich wer überholt! Aber das aller Geilste: es gibt viele tolle Radwege, die mega gut in Schuss sind! Keine Löcher! Keine Wurzeln, die alle paar Meter den Asphalt gefährlich hochdrücken. Kein wucherndes Gestrüpp, keine Laubreste, keine Mulden, keine Pfützen! Keine Schrunden, Wunden, Risse! Und: KEINE Schafe, die im Weg stehen! Das reinste Paradies! Begeistert fahre ich einfach drauf los. Das Üben mit den Klickpedalen, um endlich damit routinierter zu werden steht ganz oben auf meiner To-Do-List!  

 

Der Dämpfer: gleich auf der ersten Tour schifft es mich so was von ein! Das Wasser steht mir hochkant in den Schuhen, der Rücken ist voll gematscht bis zum Scheitel! Ein einziges mickriges Bushäuschen irgendwo im Nirgendwo bietet mir zwischendurch spärlichen Schutz. Klatschnass wieder zu Hause bin ich ewig mit Auswaschen und Auswringen beschäftigt!

 

Die zweite Tour ist nicht so nass! Dafür aber so dermaßen stürmisch, dass ich zeitweilig befürchte, durch Windböen zu Fall gebracht zu werden. Ich steige ab und schiebe zwischen den bereits abgeernteten Feldern, bis mir die noch nicht abgeernteten Felder wieder Windschatten liefern und ich bammelich wieder aufsteige.

 

Abends muss ich mir zu Hause anhören, dass das ein völlig normaler norddeutscher Sommer ist! Und dass früher die Sommer angeblich noch viel schlimmer waren! In den 60er Jahren! Da gabs angeblich auch mal gar keinen Sommer! Ist grade nicht so wirklich tröstlich für mich. So langsam macht sich die Gewissheit breit, dass Wetterbedingungen für mich als Rennradfahrer einen viel größeren Stellenwert einnehmen als bisher!

 

An meinem letzten Abend in der Heimat ist Petrus dann doch nochmal gnädig! Kein abartiger Sturm, kein Dauerregen, kein Platzregen - einfach mal nur die untergehende Sonne! Der Geruch nach Heu, tanzende Mücken und nach der Tour ist sogar ein Abendessen an einem Tisch im Freien möglich! 

Daaaaanke!