RADAUTOBAHNEN: Durch Hollands Dünen ballern


„Wie, die Standpumpe muss auch mit!?“

„Ja, sonst können wir den Renner gleich wieder auspacken!“

„Oah nee, bloß DAS nicht!“

 

Ugh, zum Glück fahren wir Kombi! Voraussichtliche Fahrtzeit von Hamburg nach Den Haag: knappe 6 Stunden. Für Bewegungsjunkies wie mich ist das die reine Folter! Warum man sich sowas antut, weiß man in meinem unsäglichen Alter ja nicht immer so genau. Zweifelnd steige ich auf die Rückbank des Kombis. Doch diesmal soll es die richtige Entscheidung sein - das Opfer der langen Fahrt lohnt sich! 

 

Ich gehe das erste mal mit dem Rennrad auf Reisen! 

 

Gut ausgeschlafen pumpe ich am nächsten Tag die Laufräder auf! Jaaaaa, genau deswegen musste die Standpumpe mit! Es gibt ein grandioses Frühstück im Garten, die Sonne lacht vom Himmel! Schon in Bib und Trikot gekleidet, springe ich durch die Gegend und lasse mir noch kurz erklären, wo ich völlig Ortsfremde hier so ungefähr rumfahren fahren soll.

 

Ein bisschen hat man mir ja vorgeschwärmt, wie angenehm doch das Radfahren in Holland sei. Und dass hier sehr viel und gerne Rad gefahren wird, hat man ja auch schon mal irgendwo verinnerlicht. Bin sowas von gespannt! Schon auf den ersten Kilometern wird klar, hier gibt es reichlich Platz für Radfahrer! Und: die Radwege sind in einem sehr ordentlichem Zustand! Für Radfahrer gibt es sogar eigens Tunnel, die einem überirdisch die roten Ampeln ersparen! Die Radwege befinden sich meistens direkt neben der Fahrbahn! Ich mag das sehr und  habe weniger Furcht vor Rechtsabbiegern!

 

Auf meinem Weg Richtung Meer führt es mich landschaftlich unglaublich schön durch Felder und Wälder. Hier gibt es  tolle Villen mit riesigen Gärten drum herum. Sollte ich nicht dem Nummernsystem folgen? Ach egal, hab ich eh nicht verstanden! Ich fahre einfach wild drauf los. Irgendwann erreiche ich den Dünenradweg! Der ist DREISPURIG - HAMMER! Fußgänger haben ihre eigene Spur, zwei Spuren sind für Radfahrer und ermöglichen komfortables Überholen! Obwohl hier bei dem guten Wetter viel Betrieb ist, sind zahlreiche Rennradfahrer unterwegs! Und es läuft! Und wie! Begeistert fahre ich die Dünen rauf und runter. Es riecht herrlich nach Kiefernadeln, nach Sand und Meer!

 

Ganz schön heiß ist es inzwischen! Eigentlich möchte ich hier nie wieder weg. Doch es ist Zeit, den Rückweg zu finden. Am besten so zurück, wie ich her gekommen bin! Von Leidschendam das Meer zu finden war ziemlich einfach! Vom Meer zurück nach Leidschendam – okay, geht auch noch. Obwohl die Beschilderung echt besser sein könnte! Irgendwo bin ich falsch abgebogen! Den tollen Weg durch Felder und Wälder - leider verpasst!

 

Mist! Wie war das noch mit dem Nummernsystem? In Leidschendamm eine bestimmte Straße und ein bestimmtes Haus zu finden – ugh, war klar, dass das NICHT so einfach wird! So fahre ich zurück durch die relativ hässliche Vorstadt. Teilweise sind hier die Radwege ultrabreit und sogar durch Lärmschutzwände von der Fahrbahn der Schnellstraße für PKW getrennt. Was hier wohl los ist, wenn Berufsverkehr herrscht?

 

Zwischendurch Gedanken: Meine liebste aufstrebende Fahrradstadt Hamburg! Da hast Du aber eine ganze Menge vor, um Dir den Titel  "Fahrradstadt" zu verdienen! Kaum vorstellbar, dass Du es je zu einer solchen Infrastruktur für Radfahrer bringen wirst, wie ich sie hier in unserer Nachbarland vorfinde!

 

Aber: ich träume davon!